Deutsches Datenschutz Dilemma

Die US-Firma Frog bringt in einer Studie auf den Punkt, was das Dilemma der Datenschutz/NSA-Debatte ist: Niemand hat mehr Angst um seine Daten im Internet als die Deutschen. Doch ausgerechnet sie wissen auch am wenigsten darüber, was mit den Informationen passiert. Die Welt und der Harvard Business Review fassen die Ergebnisse gut zusammen.

Es ist paradox, wie wir Deutschen mit Daten umgehen. German Angst, gemischt mit Nichtwissen und Desinteresse. Das zu ändern ist eine Aufgabe für die Bildung – von der frühkindlichen und familiären Bildung über die Schulbildung bis zur Erwachsenenbildung – und damit für die Bildungspolitik. Es ist aber auch eine Aufgabe für die Wirtschafts- und Außenpolitik, denn die Angst vor Datenmissbrauch, die uns Deutsche quält, ist berechtigt: Kommerzielle und staatliche Datensammler müssen endlich auf die Einhaltung individueller Freiheitsrechte verpflichtet werden. Und die Geheimdienste müssen an die parlamentarische Kette.

Ernst gemeinte politische Bemühungen, die es tatsächlich in die eine oder andere Richtung gibt, werden jedoch meist zwischen Föderalismus, Diplomatie und Parteistrategie zerbröselt. Der Aufstand der Wähler bleibt aus, solange wir Deutschen kein Wissen über den Schutz unserer Daten haben – oder desinteressiert sind.
Genau, das wär’s: Ein richtig dicker Datenschutzskandal, bei denen hinter unserem Rücken alle Internet-, Smartphone- und Telefondaten ausgewertet werden und bei dem auch Spitzenpolitiker ausgehorcht werden – der würde uns bestimmt die Augen öffnen! Oder?

Schizophrene Jugend

Zwei Studien der vergangenen Tage offenbaren, wie gespalten die Persönlichkeiten der unter 30jährigen Internetnutzer sind. Gemäß der Initiative “Deutschland sicher im Netz” (Artikel zur Studie hier) wissen die jungen Menschen viel über die Gefahren im Netz, also über Datensammlung, Kontenklau, Viren etc. – aber sie schützen sich nicht oder nur wenig. Das ist umso paradoxer, wenn man die Allensbachumfrage für die SRH-Hochschule Heidelberg (Artikel) betrachtet. Demnach halten die Jungen Datensammlung für eine größere Bedrohung für unsere Freiheit als den Terrorismus.

Alle Rechte: Thomas Plaßmann

Verrückt, oder? Sind die jungen Onliner wirklich schizophren oder einfach nur inkonsequent?
Vermutlich ist Ihnen Datenschutz und Internetsicherheit schlicht zu kompliziert. Wer einmal versucht hat, alle Optionen zu finden, die Facebook zum Privatsphäreschutz zur Verfügung stellt, wird dafür sogar Verständnis haben. Die Einstellungen finden sich auf über 50 (!) Seiten. Interessante Zitate zum Datenschutzverständlich junger Menschen finden sich übrigens in der Studie “U25” des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI).

Die beiden aktuellen Studien beinhalten zum Glück aber auch gute Neuigkeiten:

  1. Die größte Gruppe der Internetnutzer (40%) schützt sich ausreichend.
  2. Nicht nur die Jungen halten Datensammlung für ein Freiheitsrisiko. 67 % halten das staatliche Datenausspähen für die größte Gefahr für unsere Freiheit.

Sagte ich, das seine eine gute Nachricht? Es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn endlich ein Ruck durch Deutschland ginge. Aber ich glaube nicht mehr daran.