Ursprüngliche Fassung, 3. August 2013:
Ich schreibe diesen Blog aus Wut, aus Ohnmacht und aus Hilflosigkeit. Als ich davon erfuhr, was Edward Snowden enthüllt hat, nämlich in welch unglaublichem Maße der britische, der amerkanische und weitere Geheimdienste das Internet, die Telefonleitungen und potentiell all ihre Nutzer ausspähen, habe ich den Entschluss gefasst, so laut wie möglich meine Entrüstung darüber zum Ausdruck zu bringen – und so viel wie möglich dagegen zu tun.
NSA, GCHQ und die weiteren beteiligten Geheimdienste haben mein Recht auf informationelle Selbstbestimmung verletzt. Sie haben sich Zugriff zu meinen privaten Emails, meinen Kennwörtern und meinen privaten Inhalten auf Google verschafft. Diesen Zugriff haben sich nach deutschem Rechtsstand illegal erworben, und die Inhalte zu nutzen, ist ebenfalls illegal.
Dennoch wurden und werden deutsche Nutzer ausgespäht.
Die Geheimdienste – und ich bin sicher, auch die deutschen kooperieren dabei – tun das zum Schutz gegen den Terrorismus. Sie tun das, ohne die Bespitzelten zu fragen, ob sie so gegen Terrorismus geschützt werden wollen. Ich will das nicht.
Die Dienste und ihre Verteidiger nutzen den Begriff Freiheit, die zu schützen ein hohes Gut ist. Doch für mich endet die Freiheit dort, wo ich nicht mehr die Wahl habe, Informationen auch hinter verschlossenen Türen auszutauschen.
It’s the End of the Web as we know it. Dieser abgewandelte Songtitel von R.E.M. beschreibt ganz gut den Einschnitt, den die Enthüllungen von Snowden für die moderne Kommunikation bedeuten. Aber ich möchte nicht tatenlos zusehen, wie meine Rechte ausgehöhlt werden, meine Person ohne mein Wissen oder mein Einverständnis durchleuchtet wird und ich mit allem, was mir lieb und vertraut ist, als potentieller Terrorist durch illegale Datenbanken gescheucht werde.
In diesem Blog versuche ich deshalb, die Situation von möglichst vielen Seiten zu beleuchten, Wege zu suchen, die Kontrolle über meine Daten zu behalten und schließlich wohl auch: Wege zu suchen, mit der großen Enttäuschung der letzten Monate, die 20 Jahre Interneterfahrung im Nachhinein überschatten, zu leben.
Um das gleich vorweg zu nehmen:
Liebe NSA, liebes GCHQ, liebe XKeyscore-Nutzer: Ihr verletzt meine Menschenwürde. Schert euch zum Teufel!
Update, 2. September 2016:
In den letzten drei Jahren hat sich einiges getan. Heute wissen wir, wie tief auch die deutschen Geheimdienste in den Ausspäh-Skandal verwickelt sind und wie schwer sich die Politik mit dessen Aufarbeitung tut. Ich nehme war, dass zwar langsam bei uns Bürgern das Bewusstsein für den Wert persönlicher Daten wächst – so weiter machen wie bisher können die Geheimdienste sicher nicht mehr – trotzdem ist noch viel zu tun. Dass das Leben im und mit dem Internet Spuren der eigenen Identität hinterlässt, die es genauso zu schützen gilt wie das Offline-Renommée, ist vielen nicht klar. Auch die, die „nichts zu verbergen haben“, lassen abends die Jalousien herunter.
Deshalb thematisieren und reflektieren die Artikel dieses Blogs neben den politischen und gesellschaftlichen Dimensionen der staatlichen Datensammlung auch unser eigenes Verhalten, das zum Glück einen großen Einfluss darauf hat, was die Schurken von NSA und Co. in die Hände kriegen – und inwieweit unsere Identität im Netz missbraucht und kompromittiert werden kann.
Wir haben die Macht.
Unsere Daten gehören uns.
Behalten wir sie unter Kontrolle.
Eine Auswahl von Artikeln für den ersten Überblick über diesen Blog:
- Der Terror, die Daten und die Freiheit
- Mit drei Thesen in den kalten Cyberkrieg
- Datensammler, Überwacher und der US-Wahlkampf
- Daten sind nicht die Realität. Die Menschen sind es.
- Vorratsdatenspeicherung und NSA: Wie Äpfel und Birnen
- Das war’s, WhatsApp!
- Neue Facebook-AGB – Tipps für ein sauberes Surfen
- Datenkrake Quizduell: Wissen ist Macht. Nichtwissen auch.