Die 2020er – das Jahrzehnt der Tarnkappen?!

Der Investor und Risikokapital-Experte Fred Wilson hat eine Prognose über die Herausforderungen des neuen Jahrzehnts erstellt. Qua Job müsste er ein ziemlich guten Blick auf die Zukunft haben. Seine zehn Thesen sind allesamt lesens- und bedenkenswert. Eine hat es mir aber besonders angetan:

Die Massenüberwachung durch Regierungen und Unternehmen wird in diesem Jahrzehnt normal werden, und die Leute werden sich zunehmend neuen Produkten und Dienstleistungen zuwenden, um sich vor der Überwachung zu schützen. Die größten verbrauchertechnologischen Erfolge dieses Jahrzehnts werden im Bereich des Datenschutzes liegen.

Fred Wilson, www.avc.com; Übersetzung M. Brendel
Anlasslose Maskenüberwachung?

Das ist schon eine krasse Hypothese: Massenüberwachung wird normal werden? Es mag blauäugig scheinen, aber ich glaube, derzeit ist die Gesellschaft im Blick auf Überwachung so kritisch wie nie – zumindest Teile der Gesellschaft. Das BND-Gesetz ist vor dem Bundesverfassungsgericht

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, die EU-Kommission erwägt öffentliche Gesichtserkennung zu verbieten, die zu den gefährlichsten Überwachungstechniken gehört. auch Google-Chef Pichai hat sich wiederholt kritisch zu der Technologie geäußert. Auf der anderen Seite wurden gleichzeitig die Machenschaften von https://phonefindservice.info ,clearview-sammelt-milliarden-gesichtserkennungsdaten-100.html” target=”_blank”>Clearview bekannt, die 3 Mrd. Portraitfotos aus dem Netz gefischt und für ihre Kunden kategorisiert haben. Und Indien will die Gesichtserkennung flächendeckend einführen.

Ich kann Fred Wilson also nicht widersprechen. Möglicherweise wird die neue Dekade das Jahrzehnt der Tarnkappe. Bereiten wir uns darauf vor. Dieser Blog wird an der Freiheit, Selbstbestimmtheit und Würde des*der Einzelnen in der analogen und digitalen Gesellschaft festhalten.
Happy new Years!

[UPDATE 20.1.2020] Streit um Huawei – an der Sache vorbei?

Warum ein Huawei-Ausschluss keine Sicherheit bringt

5G in Deutschland – Hört China mit?

In der Politik wird heftig darüber gestritten, ob der chinesische Elektronikkonzern Huawei aus der Ausstattung des deutschen 5G-Netzes ausgeschlossen werden soll. Als Bedenken werden die Möglichkeit zur Spionage, zur Überwachung, zur Fernabschaltung des Netzes aus politischen Gründen oder allgemein die Nähe Huaweis zum chinesischen Staat angegeben. Nicht nur US-Präsident Trump folgt dieser Argumentation, auch in den deutschen Regierungsparteien finden sich solche Stimmen.

Das ist natürlich etwas absurd, weil es gerade die Bundesregierung ist, die die Hintertüren in Messenger einbauen will und damit das Konzept der Verschlüsselung angreift. Diese ist nach Ansicht der Stiftung Wissenschaft und Politik auch im 5G-Netz der beste Schutz vor Datenmissbrauch.

Ist das Ziel die Vermeidung von Spionage, so sollte Deutschland unabhängig von der Entscheidung für oder gegen Produkte von Huawei die bestehenden Möglichkeiten zur Verschlüsselung von Kommunikation be­wahren und ausbauen

Daniel Voelsen, SWP-Aktuell 2019/A, 5. Februar 2019


Doch auch ein Ausschluss von Huawei als Netzausrüster bringt nicht in jedem Fall ein Sicherheitsplus. China in Sachen Überwachung zu unterschätzen, liegt mir fern – Huawei auszuschließen ist jedoch vielleicht etwas zu kurz gedacht. Warum? Weil dann sämtliche Mobilfunkdaten im über die Technik nur eines anderen Anbieters liefen. Die Konzentration von Datenflüssen ist immer risikoreich. Zum derzeitigen Stand würden bei einem Huawei-Bann die Mobilverbindungen von Telekom- und Vodafone-Smartphones allein über Ericsson-Funkmasten abgewickelt, die von O2 über Nokia. So viele 5G-Ausrüster gibt es weltweit nämlich nicht.
Vielleicht trauen wir finnischen oder schwedischen Konzernen zurecht mehr als chinesischen, ich persönlich bin ziemlich sicher, dass beide Konzerne selbst kein Interesse an Spionage oder Massenüberwachung haben. Doch pro Netz nur von einem Konzern, sei er auch noch so vertrauenswürdig, abhängig zu sein, birgt andere Risiken. Wer die Netze hacken will, sei es um zu überwachen, um zu spionieren oder Cyberangriffe durchzuführen, muss nur die Software eines Konzerns hacken. Mit zwei Ausrüstern (oder besser: noch mehr) pro Netz wäre der Angriff schwieriger, das Zusammenführen von Datenpaketen aufwändiger. Dasselbe würde auch für Huawei gelten

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, wenn die Firma Übles im Schilde führen würde, aber nur auf einen Teil des Netzes Zugriff hätte.
Ich bin froh, dass dieses Argument in der aktuellen Debatte eine Rolle spielt. Beispielsweise werben die beiden CSU-Digitalpolitiker Schipanski und Durz für Vielfalt im Netz:

Um die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern sowie die Anfälligkeit des Netzes so gering wie möglich zu halten, müssen wir größtmögliche Diversität in unserem 5G-Netz sicherstellen. Der aktuell diskutierte Sicherheitskatalog sieht vor, dass maximal zwei Drittel des Netzes aus Bestandteilen eines Anbieters bestehen dürfen.

Hansjörg Durz, Tankred Schipanski, Handelsblatt online, 22. November 2019


Egal, wie sich die Bundesregierung entscheiden wird. Ein Risiko für unsere Daten im 5G-Zeitalter ist weder mit noch ohne Huawei auszuschließen.
Ein politisches Dilemma.

Was bleibt uns Nutzer*innen? Uns selbst abzusichern. Verschlüsseln wir die Daten, die uns wichtig sind! Die Nutzung von VPN-Verbindungen am PC oder Smartphone ist heute so einfach wie noch nie und bietet eine weitgehende Anonymisierung des Datenverkehrs, mit Signal oder Threema stehen uns gute (bis dato hintertürenfreie) verschlüsselte Messenger zur Verfügung, mit Nextcloud oder Owncloud verschlüsselte Cloudspeicher und mit Mailbox.org oder Proton Mail verschlüsselte Emailpostfächer.
Im Jahre 2020 schließt es sich nicht mehr aus, gleichzeitig halbwegs sicher und komfortabel im Netz unterwegs zu sein. Im 3G-, 4G- oder 5G-Netz.

Update 20. Januar 2020

Einen interessanten Aspekt bringt die China-Expertin Janka Oertel im aktuellen ZEIT-Podcast “Wird das was?” in die Huawei-Frage ein.

Wir hatten vor Jahren noch eine Vielzahl europäischer Anbieter in diesem Bereich. Die gibt es alle nicht mehr

, weil es durchaus sehr viel günstigere Konkurrenz aus China gegeben hat. Diese günstige Konkurrenz hat dazu geführt, dass wir weniger Anbieter haben 615-544-6027 , dass wir weniger Möglichkeiten haben zu diversifizieren. Wenn wir jetzt dafür sorgen, dass weitere chinesische Anbieter eine dominante Rolle im europäsichen Markt bekommen können – denn wenn Sie als Anbieter die Möglichkeit haben, günstig einzukaufen, warum sollten Sie es nicht tun? – wenn wir bei 75, 80 Prozent Marktanteilen landen, dann werden europäische Konzerne nicht überleben. Dann haben wir überhaupt keine Wahlmöglichkeit mehr.

Dr. Janka Oertel, Director Asia programme, European Council on Foreign Relations

Ein gutes Argument: Oertel steht Huaweis Engagement in unseren 5G-Netzen kritisch gegenüber – gerade weil sie die Anbietervielfalt einschränkt. Sie wirbt deshalb für europäische Komponenten in 5G-Netzen. Diese Argumentation hat mich überzeugt.
Auch die Bedeutung des 5G-Netzes für die Zukunft und das notwenige technische Umdenken im Vergleich zu 4G oder 3G erklärt die Sinologin im Podcast anschaulich. Klare Hörempfehlung!