„Bei Google, Facebook und Apple sind wir nicht Kunden, sondern Ware.“ Auf einer Medientagung gestern habe ich diesen Spruch in mehreren Abwandlungen gehört, und dort nicht zum ersten Mal. Natürlich da etwas dran: Wir erhalten Dienstleistungen und zahlen mit unseren Daten. Dieser Deal dürfte keinen aufgeklärten Internetnutzer erschrecken. Dass die genannten Unternehmen mit unseren Daten Unsummen von Geld erwirtschaften, ist auch weitgehend bekannt.
Der Kauf der Messaging-App Whatsapp durch Facebook im Frühjahr hat ganz gut in das Konzept gepasst – immerhin läuft es auf weltweit 600 Mio. Smartphones!
Doch als Datenstaubsauger taugt Whatsapp künftig nicht mehr. Wie das weiterhin unter einem Namen arbeitende Unternehmen heute bekannt gab, werden künftig alle Konversationen verschlüsselt – und zwar „End-to-end“, so dass auch die Betreiber keinen Einblick in die Daten haben (ZEIT-Artikel). Bei Einzelchats zwischen zwei Androidnutzern ist das sogar schon der Fall, weitere Plattformen, Gruppenkonversationen und Medieninhalte werden folgen.
Ich hätte damit nie gerechnet. 600 Mio. Menschen kommunizieren künftig verschlüsselt?
Sollte die Verschlüsselung wirklich nachprüfbar sicher sein, wäre das das Ende für Threema und Co. – und ein Neuanfang für Whatsapp auf meinem Handy. Und eine Rückkehr in altbekannte, kommunikationsfreudige Kreise, aus denen ich in den vergangenen fünf Monaten ausgeschlossen war. Ob die mich noch kennen?
Mit ein bisschen Stolz erfüllt mich, dass meine These aus dem Februar (übrigens in einem der meistgelesenen Artikel dieses Blogs) offenbar stimmt: Facebook macht Whatsapp sicherer. Denn die Zusammenarbeit mit Verschlüsselungsexperten begann direkt nach der Übernahme durch Facebook. Die Ziele des/der Unternehmen bei der Verschlüsselungsinitiative kann ich nicht jedoch nachvollziehen, widerspricht sie doch vollends Facebooks Geschäftsmodell (s. o.: Service gegen Daten). Warum verzichtet Mark Zuckerberg auf 600 Mio. munter Informationen, Fotos und Videos teilende Menschen?
Antworten gerne als Kommentar.
Aufgrund der vielen Probleme, die es seit der Übernahme durch Facebook gibt, haben sich in der Vergangenheit immer mehr Nutzer um Alternativen bemüht. Auf http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2014-02/29543374-internationaler-boom-fuer-whatsapp-alternativen-threema-und-telegram-016.htm findet ihr dazu einen sehr interessanten Artikel. Es bleibt abzuwarten, welcher Messenger sich mit der Zeit tatsächlich auch durchsetzen wird.