Facebook: Höchste Time to say Goodbye.

Screenshot meines Abschieds-Posts vom 2. August 2022

Nach 14 Jahren schließe ich mein Facebook-Konto. Ich kann einfach nicht mehr vor mir rechtfertigen, einen Dienst wie diesen mit meinen privaten Informationen zu unterstützen.
Meine Entscheidung hat vier Gründe:

  1. intransparente Datensammlung und -verwendung
    In den vergangenen Jahren habe ich mich ein bisschen auf Whatsapp eingeschossen. Ich habe gegen den Dienst bei der irischen Datenschutzbehörde eine Beschwerde wegen einer unzureichenden DSGVO-Selbstauskunft eingereicht, wobei das Verfahren seit drei Jahren nur sehr langsam vorangeht. Mein Ärger über die Datensammlung von Whatsapp wäre allerdings nur halb so groß, wenn Facebook und Instagram und deren intransparentes Werbegeschäft nicht davon profitieren würden. Doch die gesammelten Daten werden innerhalb des Meta-Netzwerks und munter weitergereicht und auch in die USA übertragen (Quelle 1, Quelle 2). Welche der vielen Daten aus Whatsapp (vor allem den unverschlüsselten Metadaten: mit wem ich wann von wo aus welchem Netzwerk kommuniziere) dort zu meinem Interessen- und Werbeprofil hinzugefügt werden, das Werbefirmen dann gezielt ansteuern können, lässt sich aus Facebooks und Whatsapps Datenschutzrichtlinie nur erahnen. Klar ist: Was immer ich dort direkt poste, lese, hochlade, kommentiere oder teile, wird Teil meines Profils. Das muss nicht unbedingt hundertprozentig mit meinen echten Interessen übereinstimmen (siehe letzter Absatz), aber Fakt ist: Ich kann das Profil weder willentlich beeinflussen oder aktiv beschränken, noch kann ich beeinflussen, wie der Facebook-Algorithmus meine Daten verwendet, wie er also genau mit meinen Daten meine Timeline sortiert. Ich kann nur vermuten, dass es dabei nicht immer um mein Wohl geht. Ein Facebook-internes Dokument weist z. B. darauf hin, dass Facebook mithilfe der Werbedaten gezielt verunsicherte Jugendliche anspricht, was natürlich eine Sauerei ist.
    Dazu kommt, dass Meta nicht nur die Daten von Facebook, Whatsapp oder Instagram in seinem gigantischen Datensilo zusammenmixt, sondern auch die restliche Browser- oder App-Nutzung ausspioniert. Einer internationalen Forschungsgruppe zufolge sammelt der Konzern Daten von der Hälfte aller weltweiten Internetnutzer*innen – auch von Nicht-Facebook-, Instagram- oder Whatsapp-Nutzer*innen. Ein wirksamer Schutz dagegen ist nur das penible Ausschalten aller nicht notwendiger Cookies und, wo möglich, das Deaktivieren von Tracking am Smartphone.
  2. illegal erhobene Daten
    Facebook nutzt auch Daten aus illegalen Quellen, z. B. aus Kontaktdaten, die Nutzer*innen zur sicheren Anmeldung verwenden oder sogar (in den USA) Gesundheitsdaten, die natürlich besonders sensibel sind.
  3. unethische Geschäftspraktiken
    Facebook verdient Geld mit Hetze und Desinformation. Netzpolitik.org berichtete jüngst von einem Beispiel aus der kenianischen Präsidentschaftswahl. Die ZEIT hat Ende 2021 viele weitere Beispiele dafür aufgeführt. Ein paar Kernsätze aus dem Artikel:

Im Februar 2020 rief ein Hindu-nationalistischer Politiker aus der Partei von Premierminister Narendra Modi per Facebook-Video dazu auf, muslimische Demonstranten in Neu-Delhi “von der Straße zu entfernen”. Die Folge war ein Gewaltausbruch mit 53 Toten.

Die Hassrede eskaliert im Netz, auch durch den Premierminister selbst: Vergangene Woche sperrte Facebook einen Beitrag Abiys, in dem er die Bevölkerung aufrief, die Rebellen in Tigray mit Waffengewalt “zu begraben”.

Als israelische Siedler in Jerusalem im Mai die Häuser von Palästinensern besetzten, schaute die Welt live zu: Instagram-Storys von palästinensischen Aktivistinnen wurden millionenfach geklickt. Doch dann blockierte oder beschränkte Facebook Tausende Beiträge mit Palästina-Bezug.

Um das schlechte Image der kommunistischen Führung im Ausland aufzupolieren, verbreiten Pekings Diplomaten und Staatsmedien auf Facebook, YouTube und Twitter chinesische Regime-Propaganda.

Bis Juli löschte Facebook zehnmal so viele missliebige Beiträge wie zuvor. Doch das reichte nicht, die Führung stellte Facebook schließlich vor die Wahl: Entweder beuge sich der Konzern den Vorgaben vollständig, oder er müsse Vietnam verlassen. Laut den Enthüllungen von Frances Haugen soll sich Mark Zuckerberg persönlich entschieden haben, klein beizugeben.

DIE ZEIT 2021/46


Auch die erwähnte Whistleblowerin Frances Haugen wirft Facebook ein unethisches Geschäftsmodell vor. Sie kritisiert unter anderem, dass Facebooks Algorithmus Inhalte in den Vordergrund stelle, die viel Interaktion versprechen – indem sie eher negative Gefühle auslösen. Auf der Medienmesse SXSW im März 2022 gab sie weitere Beispiele:

4. Der Zauber des Netzwerkens ist vorbei.
Bislang habe ich meine Facebook-Mitgliedschaft immer damit gerechtfertigt

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, dass ich dort etwas von meinen Schulfreund*innen oder Kolleg*innen erfahre, an deren Leben ich sonst nicht mehr teilhätte. Aber von diesem guten Grundgedanken der ersten Facebookjahre ist nicht mehr viel übrig. Das liegt zum einen daran, dass die Aktivität jener Bekannten auf Facebook – wie bei mir auch – deutlich zurück gegangen oder gar nicht mehr vorhanden ist. (Der letzte Post aus meiner Abigruppe kam aus dem Januar 2021 – er war von mir. Der nächst zurückliegende kam aus dem Jahr 2017.) Darüberhinaus scheint Facebook den Anspruch Menschen zu vernetzen zugunsten eines Vergnügungsparks aufgegeben zu haben. Anders kann ich mir die penetrante Präsenz für die Tiktok-artigen Reels und das Youtube-artige Facebook Watch in meinem Feed nicht erklären.

Facebookprofil löschen: souverän oder inkonsequent?

Was trotz der mitunter ungeheuerlichen Sachen, die Facebook sich erlaubt, zur ganzen Wahrheit meines Abschieds gehört, ist, dass ich meinen Instagram-Account und auch den Redakteurs-Account für die Facebookseite meines Arbeitgebers weiterführen werde. Beide Kanäle dienen der Imagepflege meines Arbeitgebers bzw. meines Podcasts. Als solche sind sie relativ arm an persönlichen Daten. Dennoch mag es der einen oder dem anderen möglicherweise inkonsequent erscheinen, meinen privaten Account zu schließen aber die dienstlichen Kanäle zu behalten. Ich hingegen betrachte das Schließen meines persönliches Facebookkontos (ebenso wie meine Whatsapp-Abstinenz) als Beitrag zu meiner Datensouveränität: Jede persönliche Information – sei sie absichtlich gepostet oder im Hintergrund gesammelt worden, die nicht von Meta zu Geld gemacht werden kann, stärkt meine informationelle Selbstbestimmung. Es ist mein Recht zu bestimmen, wer welche Information über mich wie verwenden darf. Und – das zeigt meine DSGVO-Selbstauskunft – in 14 Jahren sind bereits eine Menge Daten in die Geld- und (Des-)informationsmaschine namens Facebook geflossen: Die heruntergeladene Zip-Datei enthält 265 Megabyte an Daten.

Meine Interessen lt. Facebook-Selbstauskunft

Diese – bei weitem nicht vollständige – Datenauflistung zeigt auf, wie mächtig das von Facebook (und Whatsapp – bis 2018 war ich dort ebenfalls Nutzer) erstellte persönliche Profil von mir ist.
In der bereitgestellten Zip-Datei finden sich

  • mein komplettes Handy-Telefonbuch von 2008 inklusive Email-Adressen,
  • eine Liste aller Werbetreibenden, auf deren Anzeigen ich geklickt habe (und an deren Namen ich mich nicht mal erinnern kann),
  • eine Liste aller Seiten und Apps, die Daten an Facebook weitergeleitet haben (dito: ich kenne einige Apps überhaupt nicht.),
  • eine Liste der Interessen, die Facebook aufgrund aller gesammelten Daten bei mir vermutet.
    Darunter: Hunde, Gartengestaltung, das US-Footballteam “Green Bay Packers” und der US-Musiker Michael McDonald. Den ich nicht kenne, ebensowenig wie die Green Bay Packers. Und mit Hunden und Gartengestaltung habe ich wenig am Hut.

So wird mein Abschied von Facebook von einem Kopfschütteln begleitet. Es mögen Zweifel bleiben, ob ich nicht doch die (sehr) losen Kontakte zu (mittlerweise sehr wenigen) meiner Bekannten vermissen werde. Doch meine Entscheidung steht: Diese Plattform und sein Mutterkonzern sind nicht (mehr) gut für die Welt, und sie sind nicht (mehr) gut für mich. Adieu!

Kampf gegen Corona: Mit KI und Metadaten?

Seit sich der Coronavirus über die Welt ausbreitet, grüble ich, ob ich meine Haltung zur digitalen Privatsphäre unter Umständen überdenken muss. Ein Gedankenexperiment.

Konkret frage mich, ob die in unseren Smartphones massenweise erhobenen und auf diesen Seiten leidenschaftlich bekämpften Metadaten letztlich nicht doch ihren Sinn haben. Möglichweise könnten ein Schlüssel zur Eingrenzung der Epidemie sein. Das Robert-Koch-Institut (RKI) überlegt beispielsweise, die Standortangaben von Smartphones zu nutzen, um den Weg des Virus ohne aufwändige Befragungen nachzeichnen zu können. Doch die Möglichkeiten einer (grundsätzlich kritischen, möglicherweise aber gebotenen) Auswertung von Metadaten enden hier nicht. Die beispielweise von Whatsapp gesammelten Infos, wer wann wo mit wem kommuniziert, könnten dabei helfen, bei Verdachtsfällen Kontaktpersonen zu ermitteln. Lange Chat-Konversationen zu später Stunde von zu Hause aus deuten auf vertraute Personen hin (Familie/Freund*in/Partner*in), vereinzelte, von außerhalb des Hauses gesendete Nachrichten an Werktagen zwischen 9 und 17 Uhr auf berufliche oder schulische Kontakte.

Weitere Möglichkeiten zur Epidemie-Bekämpfung bietet [das Maschinelle Lernen, genannt:] Künstliche Intelligenz: Die Vorteile der darin verwendeten Künstlichen Neuronalen Netze liegt darin, in großen Datenmengen Muster zu erkennen. In meinem Buch erläutere ich die Funktionsweise und Anwendungsgebiete anhand einiger Beispiele. Auch im Blick auf Corona wird die Technologie eingesetzt. In China wird ein KI-System getestet, auf CT-Aufnahmen einer Verdachtsperson den Virus auszumachen. Dazu gleicht es die Bilder in Sekundenschnelle mit den Aufnahmen von bestätigten Fällen ab. Zum Vergleich: Ein normaler Coronatest dauert mehrere Stunden.

Doch was wäre, wenn ein Computersystem, das mit Maschinellem Lernen arbeitet, sämtliche Metadaten aus den Handys der Bevölkerung z. B. Deutschlands erhielte? Es könnte vermutlich in Echtzeit aufzeigen, wo das Virus besonders aktiv ist, in welche Region es sich ausbreitet und wo die Infektionen zurückgehen. Mit den richtigen Parametern ausgestattet könnte das System erkennen, welche Personengruppe mit bestätigten Infizierten Kontakt hatte, woraufhin diese Menschen dann von den Behörden direkt kontaktiert werden können (die Handynummer liegt ja vor). Die KI würde darstellen, wo sich das Virus auf Risikogruppen zubewegt, die dann vorbereitet oder auch abgeschottet werden könnten.
Eine KI könnte also helfen, dass Virus einzudämmen, schwere Krankheits- und Sterbefälle zu verhinden und die Bevölkerung zu schützen. Selbst für mich als überzeugtem Datenschützer und KI-Skeptiker ist diese Perspektive so reizvoll, dass ich überzeugt bin, dass wir diese Chance nicht ungenutzt lassen dürfen. Konkret: Wir müssten probieren a) an die Daten zu kommen und b) die Daten dementsprechend zu nutzen.
Doch jetzt kommen die “Abers”.

  1. Es müsste sichergestellt sein, dass die Smartphonenutzer*innen mit der Datenverwendung einverstanden sind. Dazu verpflichtet die DSGVO, aber auch der gesunde Menschenverstand. Doch zunächst müssten die Bürger*innen darüber informiert werden, dass die kommerzielle Datensammlung in einem solch großen Maße überhaupt stattfindet. Dann müsste ihnen versichert werden, dass die nachstehenden weiteren Prämissen erfüllt werden. Wer schon einmal eine DSGVO-Einverständiserklärung ausgefüllt hat, weiß, worauf das hinausläuft.
    Voraussetzung: kaum erfüllbar.
  2. Es müsste geklärt werden, wem die Metadaten gehören. Ich bin der Ansicht: den Nutzer*innen (weshalb ich mich immer noch mit Whatsapp kloppe); vermutlich betrachten Facebook

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    , Google & Co. diese Daten aber als ihr Eigentum. Darüberhinaus haben die Unternhemen sicherlich kein Interesse daran, dass das Thema (Meta-)Datensammlung so breit in die Öffentlichkeit kommt. Nicht, dass sie womöglich ethische gegen kommerzielle Überlegungen abwägen müssten…
    Voraussetzung: nur erfüllbar, wenn die App-Hersteller mitmachen.
  3. Die Entwicklerfirmen der Betriebssysteme Android und iOS, Google und Apple, müssten eine Schnittstelle für den Export der Daten liefern. Updates auf den Smartphones wären nötig – die viele Nutzer*innen aber nicht regelmäßig machen.
    Voraussetzung: kaum erfüllbar.
  4. Die Entwickler*innen von Android und iOS müssten überhaupt an die Daten kommen – die zum Glück aber meist auf verschlüsselten Smartphones liegen. Apple und Google besitzen die Schlüssel zum Dekodieren nicht, also kämen sie nur durch Hacking an die Daten.
    Damit als Voraussetzung: auszuschließen.
  5. Die Alternative zu 3) und 4) wäre, eine Schnittstelle zu den Servern aller metadaten-sammelnden Servern herzustellen, d. h. zu Facebook, Google, Amazon und Co. Ich bin sicher, da würden schnell Sicherheitsbedenken im Blick auf Firmengeheimnisse laut.
    Voraussetzung: immerhin nicht unerfüllbar.
  6. Die Daten müssten an einem sicheren Ort gespeichert werden. Doch wo liegt dieser sichere Ort? Im Bundestag, wo es bereits mehrere Hackerangriffe gab? Bei der Telekom, die zwar sichere Rechenzentren hat 615-544-5748 , letztlich aber ein kommerzieller Telekommunikationsanbieter ist? Oder bei den Datenkraken Google, Facebook, Amazon und Co.? Voraussetzung: Erfüllbarkeit unklar.
  7. Es müsste sichergestellt werden, dass die Geheimdienste nicht an diese Daten gelangen. Nach allem, was wir über die Methoden der NSA, des GCHQ und des BND und deren Rückendeckung durch die Politik wissen, ist diese
    Voraussetzung: unerfüllbar
  8. Das KI-System müsste von unabhängigen Programmierer*innen oder zumindest von unabhängigen Stellen überwachten Programmierer*innen aufgesetzt werden. Die Coder*innen gibt es beispielweise an Universtitäten und Hochschulen, überwachen könnten bspw. Expert*innen des RKI, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) und und der Datenethikkommission.
    Voraussetzung: erfüllbar.
  9. Die Ergebnisse der KI müssten gesichtet werden, bevor konkrete Aktionen ergriffen werden. Denn immerhin könnten die Eingangsdaten von den Smartphones falsch sein, z. B. wenn ein Handynutzer einen VPN-Dienst zur Verschleierung seines Standorts nutzt (was ich grundsätzlich jedem empfehle).
    a) Doch zu dieser Nachkontrolle fehlt den Behörden Manpower, immerhin sind die Gesundheitsämter bereits jetzt personell an der Grenze. Noch gravierender ist das Problem, dass Menschen für die Überprüfung in Sekundenschnelle erzeugter Computerausgaben Zeit brauchen. Die uns das Coronavirus nicht gibt.
    Voraussetzung: nicht erfüllbar.
    b) Zum anderen sind die Entscheidungswege in Machine Learning-Prozessen nicht transparent. Bis heute gibt es keine verlässliche Möglichkeit nachzuvollziehen, wie eine KI zu ihrem Ergebnis gekommen ist. An der sogenannten Explainable AI wird intensiv geforscht, so dass hier in den kommenden Jahren mit einem Durchbruch zu rechnen ist. Doch auch hier: Soviel Zeit lässt uns Corona nicht.
    Voraussetzung: nicht erfüllbar.
  10. Die Daten müssten hinterher sicher gelöscht werden. Unter Aufsicht und Kontrolle des BSI und seiner Forensiker*innen ist das möglich, also
    Voraussetzung: erfüllbar.

Fazit: Nur zwei von zehn Prämissen sind erfüllbar. Damit ist mein Gedankenspiel leider nicht mehr als ebendieses.
Die globalen Datensammler ließen sich möglicherweise überzeugen, immerhin leiden sie selbst wg. des Virus’ ja unter Produktionsausfall. Vielleicht fände sich auch ein sicherer Speicher-Ort für die Metadaten. Doch der Black-Box-Charakter von KI-Systemen zum einen und die nötige Aufklärungskampagne zum anderen machen die Umsetzung leider unmöglich, bzw. erst zu spät möglich.

Ich bin nichtsdestotrotz überzeugt, dass wir über solche Ideen (die ich nicht nur für mich reklamiere) nachdenken und sprechen sollten. Möglicherweise liegt in der Epidemie die Chance, dass wir Bürger*innen, unsere Zivilgesellschaft und die Politik endlich zu einer konkreten Positionierung zu den Themen Datensammlung, Massenüberwachung, Künstliche Intelligenz und dem Nutzen von Technologie für die Gesellschaft kommen. Vielleicht liegt die Chance auch darin, dass diejenigen, die bereits eine Haltung dazu haben, vielleicht ihre Positionswechsel auslöst. Ich selbst stand der Datensammlung noch nie so ambivalent wie heute gegenüber.

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Bundestag gegen Ächtung autonome Waffensysteme – ein schwerer Fehler

Das folgende Thema rückt ein bisschen vom eigentlichen Schwerpunkt dieses Blogs – der Privatsphäre im digitalen Zeitalter – ab; es bewegt mich aber sehr, so dass ich diese Plattform für eine persönliche Einordnung nutzen möchte. Das Thema ist nicht minder wichtig: Es geht um den Frieden im digitalen Zeitalter.

Die Große Koalition hat sich am Freitag gegen eine Ächtung tödlicher autonomer Waffensysteme ausgesprochen, also Waffen, die alleine über den Abschuss von Zielen entscheiden. Anträge der Grünen und der Linken, die sich für eine deutsche Positionierung gegen die Waffentechnologie stark machen, wurden von CDU/CSU, SPD sowie teilweise der FDP und AFD abgelehnt. Details zu den Anträgen in der Zusammenfassung von heise.de – und die Bundestagsdebatte im Video hier.

Ich halte die Ablehnung für ein schlimmes Zeichen. Zum einen sieht der Koalitionsvertrag von 2013 und 2018 eine Ächtung der tödlichen Waffensysteme vor

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, auch die KI-Enquete-Kommission des Bundestages forderte dies Ende 2019. In der Bundestagsdebatte am Freitag führte eine CDU-Abgeordnete jedoch aus, “ein breites Fähigkeitsspektrum und die Möglichkeit, flexibel auf Bedrohungen reagieren zu können,” seien unerlässlich. Die Mehrheit der Abgeordneten hat also entgegen der Einschätzung der eigenen Expert*innen entschieden – und die Große Koalition eine Chance verstreichen lassen, den den Koalitionsvertrag zu erfüllen. Doch das verlorene Vertrauen in die Rationalität der Politik ist im Vergleich ein kleines Problem. Vor allem sind tödliche autonome Waffen eine der gravierendsten Gefahren für den Frieden in der Welt. Mehr als 23.000 Personen, unter Ihnen Noam Chomsky, Stephen Hawking, Elon Musk und Steve Wozniak, haben seit 2015 einen offenen Brief unterschrieben, der die Ächtung dieser Waffensysteme fordert. Nach Angaben der Kampagne Stop Killer Robots sprechen sich auch 30 Länder dafür aus, daneben 130 NGOs, 4.500 KI-Forscher*innen, der UN-Generalsekretär, das EU-Parlament, das UNHCR, 26 Nobelpreisträger*innen – und 61 % der Bevölkerung in 26 Ländern. Eine riesige Front von Gegner*innen der lethal autonomous weapons.

Werbevideo für den südkoreanischen autonomen Roboter “SGR-A1”

Stop Killer Robots führt gute Argumente für eine Ächtung der Waffentechnologie 615-544-6756 , die sich zum Teil auch in den Anträgen der Parteien wiederfinden. Ich selbst habe ein Kapitel meines Buchs “Künftige Intelligenz – Menschsein im KI-Zeitalter” den Argumenten für – aber vor allem: gegen autonome Waffensysteme gewidmet. Hier seien die wesentlichen Punkte angerissen:

  1. Autonom schießende Waffen sind keine Zukunftsmusik.
    Bereits heute sind an der innerkoreanischen Grenze Roboter im Einsatz, die zu eigenmächtigem Abschießen in der Lage sind (siehe Video). Auch Russland, die USA und China haben oder planen Roboter bzw. Drohnen, die dazu in der Lage sind, Israel forscht ebenso intensiv.
  2. Kommt es zu keiner internationalen Ächtung und die Waffensysteme werden tatsächlich erstmals eingesetzt, werden bei den anderen Staaten, die an der Technologie forschen, die Skrupel verschwinden die Waffen selbst “scharf zu stellen”. Es droht ein Wettrüsten.
  3. So wie alle Waffentechnologien werden auch die autonomen Waffensysteme in die Hände von Diktatoren, Despoten und innerstaatlichen Aufrührern fallen. Der völkerrechtswidrige Einsatz und Einsatz in Bürgerkriegen ist nicht zu verhindern.
  4. Die Waffen werden nicht in der Lage sein, rechtlich und moralisch einwandfrei zu funktionieren. Wie soll ein Algorithmus Freund von Feind unterscheiden, wenn eine herannahende Person keine Uniform trägt? Wie kann sichergestellt werden, dass ein autonomes Waffensystem den Genfer Konventionen folgend einen Feind gefangen nimmt, wenn der sich ergibt? Kann ein autonomes Waffensystem moralisch abwägen, wenn der Feind auf dem Dach eines Waisenhauses steht?
  5. Wer trägt die Verantwortung für die Entscheidungen, die die Waffen treffen? Wer hält den Kopf hin, wenn sie fehlprogrammiert sind oder gehackt werden und die Falschen töten? Hier gibt es ein Verantwortungsvakuum.
  6. In den Waffensystemen sitzen hochentwickelte neuronale Netze (Künstliche Intelligenzen), deren Entscheidungen grundsätzlich nicht nachvollzogen werden können. Bis heute sind KI-Anwendungen Black Boxes, deren Entscheidungsweg nicht einmal von ihren Programmierern erklärt werden kann. Wenn es um Leben und Tod geht, ist das eine Ungeheuerlichkeit: Wer kann damit leben, dass es für den Tod eines Angehörigen nicht nur keinen (im rechtlichen Sinne) Verantwortlichen oder einen (im moralischen Sinne) Schuldigen gibt, sondern nicht einmal erklärt werden kann, warum er getötet wurde?
  7. Wenn auf beiden Seiten des Konfliktes autonome Waffen agieren, ist die Gefahr eines Flash Wars real: Dann werden Aktionen und Reaktionen der hochcomputerisierten Systeme beider Seiten so schnell auf einander folgen, dass kein Mensch ihnen folgen kann. Weder die Kommandanten noch die Menschen in den jeweiligen feindlichen Gebieten wissen dann, wer warum den Krieg gewonnen hat – wenn sie denn überleben.

Mein Fazit: Dass sich alle Bundestagsfraktionen außer die der Grünen und der Linken gegen die längst überfällige eindeutige Positionierung gegen autonome Waffen ausgesprochen haben, ist eine unverantwortliche vertane Chance. Die unklare Position, die Deutschland oder auch Frankreich in der Frage einnehmen, gibt den Entwicklerstaaten und Firmen mehr Zeit, die Technologie einsatzbereit zu machen.
Ich vermute, die meisten Abgeordneten verstehen die grundsätzliche Funktionsweise neuronaler Netze nicht, deren sämtliche Risiken in tödlichen autonomen Waffensystemen zum Vorschein kommen. Neben Deep Fakes (denen ich auch ein Buchkapitel widme) gehören diese Waffen zu den größten akuten Gefahren, die uns durch die Künstliche Intelligenz drohen – und die die vielfältigen Vorteile der Technologie relativieren.

Weitere Informationen zu der Thematik gibt es beim Future of Life Institute und der Initiative Stop Killer Robots. Äußerst sehenswert ist der Kurzfilm Slaugtherbots, der die Missbrauchsmöglichkeiten autonomer Waffen eindrücklich vor Augen führt.
So richte ich einen Aufruf an alle, die mit dem Thema bislang nichts zu tun gehabt haben oder Diskussionen um angebliche Killer Roboter für Fragen der fernen Zukunft oder gar für Science Fiction halten: Macht euch schlau, bekennt Farbe und übt Druck aus – sprecht mit euren Bundestagsabgeordneten

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, macht Journalist*innen und Blogger*innen auf das Thema aufmerksam, teilt Beiträge wie diese und lasst eure Meinung in der analogen wie der digitalen Welt hören.