Donald Trump will heute das chinesische Soziale Netzwerk für den US-Markt sperren. Hintergrund ist die vermutete Weitergabe von Nutzer*innendaten an die chinesische Regierung oder deren theoretischer Zugriff darauf. Das ist bis heute nicht bewiesen, aber laut allem, was man weiß, nicht unmöglich (siehe dazu die Analysen von SZ und Netzpolitik).
Zweifelsohne – und belegbar – ist Tik Tok eine Datenkrake. Die App kann jederzeit auf die Kamera und das Mikrofon des Smartphones zugreifen (auch bei Nichtnutzung!) und verfolgt
So unethisch Tik Tok auch ist – den Onlinedienst deshalb zu verbieten ist die falsche Lösung. Sie nimmt den Nutzer*innen die Möglichkeit der selbstbestimmten Internetnutzung – uns somit die Macht im Netz. Die mündige Entscheidung, auch ein umstrittenes Soziales Netzwerk zu nutzen, setzt selbstverständlich Informiertheit der (im Falle von Tik Tok meist jugendlichen) Nutzer*innen voraus. Damit ist es möglicherweise in den USA noch weniger weit her als in Europa, wo es nicht erst seit Einführung der DSGVO viele medienpädagogische Initiativen gibt.
Aufgabe der Politik ist dementsprechend, solche Initiativen großflächig zu fördern, d. h. vom Kindergartenalter über sämtliche Schulformen bis in die Erwachsenenbildung. Zudem ist die Regulierung kritischer Onlinedienste, wie sie in Europa diskutiert wird, ein richtiger Weg zur Durchsetzung von Nutzer*inneninteressen sowie der Wahrung demokratischer Grundsätze.
Was Trump jedoch vorhat, instrumentalisiert die US-Nutzer*innen von Tik Tok für seine chinakritische politische Agenda. Das ist eines Präsidenten nicht würdig – und eines Landes nicht würdig, das die Meinungs- und Informationsfreiheit so hoch hält wie die USA.