Datensouveränität statt Datenschutz

Warum es Zeit für einen Paradigmenwechsel ist
– und die Zeichen dafür gut stehen

Datenschutz ist ein Abtörner. In Schüler*innenworkshops benenne ich Einheiten zu diesem Thema meist in irgendetwas mit Spionen oder Dieben um, damit die Motivation der Teilnehmer*innen beim Blick auf Workshopprogramms nicht in den Keller sinkt. In Politik und Wirtschaft ist Datenschutz ein brilliantes Totschlagargument, mit denen Pläne und Projekte blitzschnell beendet werden. Auch ich habe in den vergangenen Jahren viel über Datenschutz geschrieben – allein in diesem Blog nutze ich den Ausdruck in 69 von bislang 189 Artikeln.
In diesem Artikel plädiere ich für eine neue Sichtweise: Statt über Datenschutz sollten wir über Datensouveränität sprechen. Menschen sollen ihre Daten nicht schützen müssen, sondern in ihrem Besitz sein und über ihre Weitergabe, Verschlüsselung und Anonymisierung bestimmen.

Persönliche Informationen sind Teil der Identität. Es ist Teil meines Selbstbildes, wo ich mich aufhalte, mit wem ich chatte und was ich mir im Internet anschaue. Heute werden diese und viele weitere Informationen im Hintergrund meiner App- und PC-Nutzung gesammelt, ohne dass ich genau weiß, welche Informationen dort abfließen und was mit ihnen geschieht – geschweigedenn dass ich mein Okay dafür gebe. Die über über App-Berechtigungen, App-Tracking und Cookies abgegriffenen Daten landen mit großer Wahrscheinlichkeit bei Datenhändlern

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, die damit jährlich über 200 Mrd. Umsatz machen.

Im besten Fall, muss man sagen, bekomme ich diese Daten in Form einer persönlichen Sortierung in meinem Instagram- oder Tiktokfeed wieder, wo ich dann lange hängen bleibe, weil ich mich zuhause fühle. Aber meine Wohnung richte ich auch selbst ein. Solange ich aber nicht weiß, welche Informationen über mich von meinen Apps weitergegeben und weiterverkauft werden, bin ich in meiner Netzwohnung höchstens Feriengast.

Aus diesem Grund streite ich mit Whatsapp seit mittlerweile vier Jahren um die Herausgabe aller meiner (in der Zeit meiner kurzen Whatsapp-Nutzung) gesammelten Daten. Grundlage ist das Auskunftsrecht, das allen EU-Bürger*innen laut Art. 15 der Datenschutzgrundverordnung zusteht. Der Bericht, den ich von Whatsapp bekommen habe, lässt aber viele Informationen vermissen (z. B. zur Verwendung der Daten), wie auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber bestätigt. Zuständig sei aber die irische Datenschutzbehörde, die den Fall seit 2019 prüft. Man sei noch dran, hieß es in der letzten Mail aus Dublin.

Ich habe mich zudem für die Nutzung der elektronischen Patientenakte entschieden. Die ist datenschutzrechtlich umstritten, aber aus meiner Sicht ein großer Gewinn für die Datensouveränität. Ich möchte mich nicht darauf verlassen, dass Arztberichte sicher zwischen den Ärzten hin- und hergeschickt werden, denn Briefe und Faxe sind nicht sicher. Ich will mich nicht darauf verlassen, dass die Faxe und Briefe sofort nach Ankunft sicher in einem Schrank verschlossen und nach Ende der Behandlung sicher geschreddert werden. Stattdessen will zuerst ich meine (ansonsten verschlüsselten) Berichte sehen und dann entscheiden, ob ich sie weiterreiche und wenn, ja, an wen (Hausärzt*in, Therapeut*in, Krankenhaus) und für wie lange. Immerhin geht es hier um die wohl schützenwertesten Informationen, die ich habe.

Wie kommen wir zu einer größeren Datensouveränität? Zunächst einmal sollte die Datenschutzgrundverordnung konsequent umgesetzt werden, vor allem das Auskunftsrecht. Nur so ist Transparenz bei der Datenverwendung herzustellen. Ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung ist der Digital Services Act, der in diesen Tagen vom EU-Parlament verabschiedet wurde. Er sieht unter anderem vor, dass Instagram, Whatsapp, Tik Tok und andere Internetplattformen ihre Algorithmen offenlegen müssen. So wird sichtbar werden, welche Daten auf welche Weise die Sortierung des Newsfeeds bestimmen. Um im obigen Bild zu bleiben: warum dieses Bild meiner „Wohnung“ im Flur hängt, warum die Couch beige ist und die Küche von Ikea. Und auch der ebenfalls verabschiedete Digital Markets Act stärkt die Datensouveränität: Wenn die Richtlinie im April 2023 verbindlich wird, müssen Nutzer*innen von Facebook & Co. personenbezogene Werbung deaktivieren können.
Auch wenn da sicher ein bisschen Wunschdenken bei ist, scheint mir das Motto dieses Blogs ein Stückchen näher zu rücken: Wir (bekommen) die Macht im Netz. Zeit wird’s!

Datensammlung im Umbruch

Statt das eigene Werbemodell so schnell wie möglich auf einen Datensparmodus umzubauen, ist die Industrie im Panik-Modus. Jeder versucht, sich so viele persönliche Daten zu sichern, wie es nur möglich ist. 

Torsten Kleinz auf heise.de

Die erprobten und sehr lukrativen Modelle, mit denen in den vergangenen Jahren im Netz und in Apps personalisierte Daten gesammelt wurden, werden bald von neuen Modellen abgelöst werden. Der Journalist Torsten Kleinz schildert für Heise online die Ursachen für die Entwicklung und analysiert die Reaktion der Industrie

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, die bislang von den gigantischen Datenpools profitiert hat.

Vertraue den Daten?!

Predigt zur Jugendvesper des Bistums Osnabrück am 4.3.2021
[UPDATE 06.05.2022]

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ein abgelutschter Spruch, oder? Aber irgendwas ist dennoch dran. Zwei Beispiele aus meiner Familie:
Wenn meine Frau und ich unsere Kinder fragen

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, ob sie ihre Hausaufgaben gemacht haben und sie sagen: Natürlich, Mama, klar, Papa – und wir die Hefte dann doch nochmal ansehen und möglicherweise Flüchtigkeitsfehler finden oder sogar eine falsche Lösung der Matheaufgabe. Oder wenn ich den Gurt doch noch mal überprüfe, obwohl die Kinder sich schon selbst anschnallen können. Dann haben alle was von der Kontrolle, sie dient einem gemeinsamen, höheren Gut. Und wenn wirklich alles in Ordnung ist, wenn – wie versprochen – alle Aufgaben gemacht sind, der Gurt straff sitzt, dann stärkt die Kontrolle das Vertrauen.

Chinas Sozialkreditsystem

Auch China will seinen Bürgerinnen und Bürgern vertrauen. Dort laufen seit einigen Jahren Testprojekte, die unter dem Namen Sozialkredit bekannt sind. Die Idee dahinter: Jede Bürgerin, jeder Bürger, hat einen individuellen Vertrauenswürdigkeits-Score, also einen Wert, der ihre oder seine Vertrauenswürdigkeit angibt. Diesen können die Menschen eigentlich selbst bestimmen, indem sie keine Straftaten begehen, sich an die Verkehrsregeln halten, ihre Rechnungen bezahlen und ein rechtschaffenes Leben führen. Wer einen hohen Score hat, wird vom Staat belohnt, bekommt z. B. kostenfreie Upgrades in der Bahn, kann kostenlos Medien aus der Bibliothek ausleihen oder bekommt eine besonders gute Platzierung in Dating-Apps. Andersherum: Wer nicht vertrauenswürdig ist, der oder dem kann das Internet gedrosselt werden, die Betroffenen können keine Fernzüge mehr buchen oder ihre Kinder nicht mehr auf öffentliche Schulen schicken.

Das Sozialkreditsystem wird möglich durch das intensive Sammeln von Daten. Und davon gibt’s in China genug. Das Land ist Weltmeister im mobilen Bezahlen – wer also wo was kauft, erfährt der Staat. Er überwacht zudem das Verhalten im Internet und wertet es aus. Tja, und dann wären da noch die Kameras – viele Kameras. In China gibt es Schätzungen zufolge zwischen 200 Millionen und 626 Millionen Kameras im öffentlichen Raum, die wirklich jeden Schritt der Menschen kennen, also, ob sie alten Frauen über die Straße helfen und abends direkt nach der Arbeit nach Hause zur Familie fahren – Pluspunkte auf dem Vertrauenskonto -, oder ob sie bei Rot über die Ampel gehen und nach der Arbeit regelmäßig in einer Kneipe oder gar bei einer fremden Bekanntschaft vorbeischauen. Minuspunkte.
Die Vertrauenswürdigkeit bestimmen also letztlich Computersysteme, die mithilfe Künstlicher Intelligenz Gesichter erkennen und diese mit anderen Daten – z. B. der Rechnung aus der Kneipe – zusammenführen.

Klingt wie eine wahr gewordene Black Mirror-Folge, oder? Doch Vorsicht: Die meisten Chines*innen in den Regionen, die an den Testprojekten teilnehmen, scheinen damit einverstanden zu sein. Sie verstehen die Belohnungen als Ansporn und betrachten die Einschränkungen als verdient.  Ihr eigener Vertrauenswürdigkeitsscore ist auch kein Geheimnis. Sie können ihn jederzeit über ihr Handy einsehen. Und: Was wir hier in Deutschland und Europa unter Datenschutz und Privatsphäre verstehen, wird in China aus kulturellen und historischen Gründen völlig anders betrachtet. Vor zu schnellen Urteilen sollten wir uns also hüten. Doch klar ist: Was richtiges und falsches Verhalten ist, was vertrauens- und vertrauensunwürdig ist, entscheidet der Staat mit seinen Algorithmen. So werden nicht nur Diebstahl, Verkehrssünden oder Fremdgehen mit einem niedrigen Score bestraft, sondern diversen Berichten zufolge auch kritische Journalist*innen oder Dissident*innen.
Der Spruch Big Brother is watching you wurde in den letzten Jahren inflationär benutzt. Aber wenn er irgendwo stimmt, dann sicherlich hier.
Der chinesische Staat will seinen Bürgerinnen und Bürgern vertrauen. Er will, dass sie sich untereinander vertrauen. Aber führt das Sozialkreditsystem zu Vertrauen?

Blicken wir zurück auf die Redewendung vom Anfang: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ich glaube, was in China Vertrauen heißt, ist ausschließlich Kontrolle… Es ist nichts anderes als Misstrauen des Staates in seine Bevölkerung.

Qualität vs. Quantität

Dazu kommt: Der Vertrauensbegriff im Sozialkreditsystem beruht auf Daten. Auf Internetdaten, Bewegungsdaten, Nullen und Einsen, Ampel rot oder Ampel grün, Kredit bezahlt oder Kredit nicht bezahlt – also Werten, mit denen Computer rechnen können.

Aber ist Vertrauen in Zahlen, in Daten, zu messen? Ich glaube nicht! Es ist eine Qualität, keine Größe. Vertrauen ist überhaupt nicht zu messen, sondern beruht auf Erfahrungen, Emotionen, Einstellungen. Nicht auf Daten und Zahlen. Wie so vieles in unserem Leben!
Das ist wohl einer der größten Fehleinschätzungen unserer Zeit: Dass die Propheten im Silicon Valley, in Peking oder Anderswo das Credo verbreiten, alles sei in Daten darstellbar – messbar, kontrollierbar und berechenbar…. Dass die manipulativen Werbestrategien der Tech-Industrie uns glauben lassen, intelligente Technik würde unser Leben per se besser machen, nein: wir wären nur dann vollständige Menschen, wenn wir die neuesten Gadgets und Widgets hätten, die alles messen und steuern können.  … und das uns diese digitale Sein uns mehr Kontrolle über unser Leben verheißt.
Dabei, und dafür ist China nur ein Beispiel, kontrolliert die Technik oft uns.

Und kaum jemand widerspricht den Technik-Gläubigen. Aus der Kirche kommen dazu selten deutliche Worte, die daran erinnern, dass der Mensch als nach Gottes Ebenbild geschaffenes Wesen mehr ist als Nullen und Einsen. Die Politik sieht nicht, dass hier Artikel 1 des Grundgesetzes in Frage steht, in dem es heißt: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Dabei ist eine Reduzierung auf messbare und verwertbare Daten nichts anderes als ein Angriff auf die Würde des Menschen.
Und was sagen wir den Techno-Göttern, die und nicht als ganzen Menschen, sondern als Datenlieferanten sehen? „Naja, stimmt schon… aber so ne Apple Watch ist ja schon irgendwie ganz geil…“
So blieb der Aufschrei aus, als sich 2015 in den USA eine Kirche gegründet hat, die eine Künstliche Intelligenz als Gott anbetet. So gibt es kaum kritische Worte gegenüber der Quantify Yourself-Bewegung, die mithilfe von Fitnesstrackern und Körpersensoren das Leben vermessen und optimieren will – und deren Anhänger*innen bei der Frage „Wie geht es dir“? nur noch auf die Smartwatch schauen müssen – statt in sich hinein zu horchen. Dabei findet man dort so viel Echtes, so viel Wahres.
Vertrauen zum Beispiel.

Wenn ich jemandem vertraue, dann ist das ein Gefühl. Ein Gefühl der Sicherheit, der Zuneigung, der Gewissheit: Die oder der will mir nichts Böses! Dafür habe ich keine Beweise, die auf Zahlen und Daten beruhen, ich brauche auch keinen Score, der mir anzeigt, was ich empfinde! Nein – wenn ich jemandem vertraue, oder auch nicht vertraue, dann ist das einfach so. Dieses Gefühl ist wahr, obwohl es nicht messbar ist.
Ja, wir vertrauen auch mal den Falschen, ja, Vertrauen kann auch missbraucht werden. Aber auch messbare Zahlen können mich in die Irre führen, z. B. wenn der Maßstab nicht stimmt; Zahlen können manipuliert werden, ein Computer kann gehackt werden. Dagegen ist Vertrauen schon ein ziemlich verlässlicher Kompass für unser Leben. Ein Leben in Vertrauen – So stelle ich mir ein gutes Zusammenleben zwischen Menschen vor.

Vertrauen in Gott

Und so stelle ich mir Gott vor. Mein Glauben ist Vertrauen! Da gibt es keinen Beweis, dass er da ist, keine Standortdaten, die mir seinen Aufenthaltsort zeigen, keine Internetspuren, die er beim Surfen hinterlassen hat, keine Rechnung aus der Kneipe, in der er sein Feierabendbier trinkt, keinen Algorithmus, der sein Sein auswertet.
Und doch weiß ich, dass er da ist und mein Leben liebend umfängt.
Im Buch Jeremia heußt es: „Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist.“ Und Jesus spricht im Markus und Matthäus-Evangelium zu seinen zweifelnden Jüngern: „Habt Vertrauen, ich bin es.“

Ich wünsche allen Menschen dieses Vertrauen in Gott. Es hat die Kraft, uns durch schwierige Zeiten zu tragen, wenn wir nicht mehr weiterwissen, verängstigt sind oder zweifeln. Wir dürfen darauf vertrauen, dass alles gut wird, auch in Sachen Corona, irgendwann, bald. Und wir können, wir müssen nicht mal genau sagen, warum wir das glauben. Wir wissen einfach, dass da jemand ist, dem wir nicht egal sind.
Und der offenbar das Vertrauen in uns Menschen auch noch nicht verloren hat – obwohl es Millionen Gründe dafür gäbe! Gott hat uns diese Erde anvertraut. Was für ein Risiko! Ein Risiko, das deshalb so hoch ist, weil er uns mit einem freien Willen ausgestattet hat – noch so ein Ding, das nicht messbar ist, dass sich jeder Erfassung durch Datensammler entzieht.

Gott hat uns diesen freien Willen geschenkt, den er nicht kontrollieren kann, und offenkundig auch nicht will. Und doch – nach 200.000 Jahren Krieg und Folter, Umweltzerstörung und menschlichen Allmachtsphantasien – vertraut er uns offenbar noch immer.
Dazu braucht er keine Kameras, keine Algorithmen, keine Berechnungen, kein Gadget, kein Widget, keinen Score.

Checken wir mal die Vertrauens-App in unserem Herzen.
Sie zeigt an: Er ist da. Er ist für uns da.
Big Father is watching you.
Halleluja!

[UPDATE 06.05.2022

Ich habe im März 2022 den Podcast „Das glaub‘ ich gern.“ gestartet, der sich mit Momenten des Glaubens in der heutigen Welt beschäftigt. In Folge 5 habe ich den obigen Text vertont.
www.dasglaubichgern.de / www.instagram.com/dasglaubichgern ]