OK Google – kann ich dir trauen?

Hätte ich vor einem Jahr gedacht, dass in meinem Haus je Sprachassistenten zum Einsatz kommen würden? Sicher nicht. Seit dem Herbst tun sie es jedoch; vier kleine Lautsprecher, die auf das Kommando “Hey Google” reagieren, haben Einzug in unsere Familie gehalten.

Die Smart Speaker geben mir die Möglichkeit, auf Zuruf beim Duschen Classic Rock zu hören, beim Putzen Rockhits der 80er und beim Spülmaschine-Ausräumen das Radiomagazin “Echo des Tages”. Meine Kinder haben so selbständigen Zugriff auf ihre Lieblingslieder und Hörspiele, die in unserem seit langem CD-freien Haushalt ansonsten (im Zweifel von meiner Frau oder mir) von der Netzwerkfestplatte gekramt werden müssten. Kurzum: Die Smart Speaker bieten der ganzen Familie Komfort. Ein “Hey Google” genügt (was bei unserer Kleinen noch ein “Hey Dudel” ist, was sie fürchterlich aufgegt, denn dann reagieren die Dinger natürlich nicht).

Der Komfort steht auf der einen Seite. Ich habe dennoch kräftig abgewogen, ob ich die Lautsprecher in unser Haus lasse. Denn Smart Speaker sind aus Datenschutzsicht höchst umstritten:

  1. Um auf Kommando aktiv werden können, hören die Speaker dauerhaft den Raum ab. Bei uns sogar mehrere Räume. Da kommen eine Menge Informationen zusammen, die Google als einen der größten Datensammler natürlich interessieren. Im Gegensatz zu anderen Firmen, und das habe ich auf diesem Blog schon mehrfach gewürdigt, geht Google mit der Datensammelei aber vergleichsweise transparent um. Vor allem gibt der Konzern den Nutzer*innen die Möglichkeit an die Hand, die Datensammlung zu begrenzen – und damit den Umsatz, den sie dem Unternehmen bescheren. Über die Privatsphäre-Einstellungen des Google-Kontos, das für die smarten Lautsprecher ebenso nötig ist wie beispielsweise für die Einrichtung eines Android-Handys, kann die Nutzung der Daten für individueller Werbeeinblendungen untersagt werden. Noch relevanter ist, dass auch die Anzeige von personalisierten Google-Suchergebnissen deaktiviert werden kann, die das Problem der “Filterblase” und die Gefahr einer verzerrten Weltwahrnehmung mit sich bringt. Ich verweise hier gerne noch einmal auf mein Buch “Die Mensch-App“, die diese Zusammenhängen beleuchtet.
    Im Privatsphäre-Menü des Google-Kontos können alle Situationen, in denen Googles Sprachassistenten (auch die auf dem Smartphone genutzten) aktiviert wurden, nachgehört und gelöscht werden. Zuguterletzt ist die Verknüpfung mit Googlemail und den Google-Kalendereinträgen (an die der Speaker z. B. erinnern kann) optional – und bei mir ausgeschaltet, nicht zuletzt deshalb, weil ich die Dienste nicht nutze.
  2. Solche Möglichkeiten bietet Amazons Alexa / Echo-Lautsprecher nicht. Deren Spracheingaben können zwar seit einigen Wochen nachgehört und gelöscht werden. Die Verwendung der Daten in Amazons Empfehlungsalgorithmus kann aber nicht deaktiert werden, geschweigedenn der Empfehlungsalgorithmus grundsätzlich – also das Pendant zu Googles personalisierter Werbung / Suchergebnissen. So populär Alexa und ihre Schwestern sind: Sie sind nichts anderes als smarte Verkaufsassistenten – und zwar für einen Laden , der die Menschenwürde seiner Beschäftigten mit Füßen tritt.
  3. Ein Herausforderung bringen jedoch alle Sprachassistenten mit sich; auch die von Apple müssen hier genannt werden, denn der Konzern ist ebenfalls mit seinen “Homepod”-Speakern am Markt und dessen Dienst “Siri” auf vielen Iphones und Ipads installiert. Das Problem: Die Aktivierungswörter (“Alexa”, “Hey Siri” oder eben “OK Google”) werden nicht immer richtig verstanden und ähnlich klingende Begriffe lösen häufig die Aufnahme aus (hier eine interessante Studie dazu). So werden auch Gespräche, Informationen, Inhalte mitgeschnitten, die nicht für den Sprachassistenten bestimmt sind. Gerade dann, wenn Fremde Teil der Konversation sind, die also nicht über die Assistenten Bescheid wissen (beispielsweise Besucher im Wohnzimmer), kann das tatsächlich zu Verletzungen der Privatsphäre führen. In unserem Haushalt umgehen wir dieses Problem mit einer altmodischen, aber sehr effektiven Methode: schaltbaren Steckdosen. Wenn der Assistent nicht lauschen soll, wird ihm einfach der Saft abgedreht.
    Doch bei Sprachassistenten, die auf dem Handy laufen, also Siri, dem Google Assistant oder Alexa, geht das natürlich nicht. Wenn sich der Assistent während eines intimen Gesprächs im Restaurant aktiviert, nur weil man zwischen durch einen Daiquiri (“Hey, Siri”) bestellt, werden sensible Infos aufgenommen. Und wer informiert seinen Gesprächspartner schon darüber, dass in seinem Handy ein smarter Assistent auf Befehle wartet?
  4. Daneben wurden bzw. werden die Sprachkommandos und Reaktionen der Assistenten hin und wieder anonymisiert von echten Menschen überprüft. Wegen deutlichem juristischen Gegenwind haben Google und Apple die Überprüfung letztes Jahr ausgesetzt, Google will sie künftig nur mit ausdrücklicher Zustimmung der*des Nutzer*in wieder einführen; Alexa bietet immerhin die Möglichkeit, die grundsätzlich erlaubte Verwendung abzuschalten. Doch das Geschmäckle bleibt natürlich, gerade im Blick auf mögliche “Fehlauslösungen” (auch wenn diese durch die menschliche Analyse gerade minimiert werden sollen.)

Ich habe es mir also nicht leicht gemacht und hadere tatsächlich hin und wieder mit mir, ob die Anschaffung meiner vier Google-Speaker richtig war – das aber vor allem aus medienpädagogischen Überlegungen. Wie wachsen meine Kinder auf, wenn Informationen und Medienkonsum nur einen Ruf entfernt sind? Was müssen Sie über die dahinter stehende Technik, den möglichen Missbrauch und die Geschäftsmodelle des Herstellers wissen? Doch das sind offenkundig Themen für einen anderen Blog….

Tik Tok und die Macht im Netz

Donald Trump will heute das chinesische Soziale Netzwerk für den US-Markt sperren. Hintergrund ist die vermutete Weitergabe von Nutzer*innendaten an die chinesische Regierung oder deren theoretischer Zugriff darauf. Das ist bis heute nicht bewiesen, aber laut allem, was man weiß, nicht unmöglich (siehe dazu die Analysen von SZ und Netzpolitik).

Zweifelsohne – und belegbar – ist Tik Tok eine Datenkrake. Die App kann jederzeit auf die Kamera und das Mikrofon des Smartphones zugreifen (auch bei Nichtnutzung!) und verfolgt, welche Inhalte die Nutzer*innen ansehen und wonach sie suchen. Darüber lassen sich Informationen über Vorlieben und Ansichten ermitteln – also welche Mode die Nutzer*innen mögen, welche Musik sie hören, welche politischen Ansichten sie haben. Und diese Daten gelangen nicht nur in die Hände der chinesischen Plattformbetreiber und damit möglicherweise des Regimes, sondern werden über so genannte App Tracker weitergeleitet. Das sind in (fast allen) Apps einprogrammierte Schnittstellen zu externen Diensten, die in gewisser Weise mit Browser-Cookies vergleichbar sind – nur, dass darüber weit weniger Wissen verbreitet ist. Die Tik Tok-Daten werden so nicht nur an das Werbenetzwerk von Facebook weitergegeben, das damit die Zusammenstellung des Facebook- oder Instagram-Feeds (und damit einen guten Teil der Weltwahrnehmung von deren User*innen) beeinflussen kann, sondern auch an die Marketingplattform Appsflyer, die wiederum 4.500 Partnerfirmen beliefert.
Daneben, auch kein Geheimnis und aus m. E. nicht weniger relevant, wurden Videos von korpulenten Menschen oder Personen mit Behinderungen zumindest bis Ende 2019 in ihrer Reichweite benachteiligt, was die betreffenden Videoautor*innen natürlich diskriminiert – und den anderen Nutzer*innen ein völlig verzerrtes Bild von der Realität vermittelt hat – bzw. heute noch tut, denn auch die aktuellen Moderationsrichtlinien lassen Raum für Interpretation.

So unethisch Tik Tok auch ist – den Onlinedienst deshalb zu verbieten ist die falsche Lösung. Sie nimmt den Nutzer*innen die Möglichkeit der selbstbestimmten Internetnutzung – uns somit die Macht im Netz. Die mündige Entscheidung, auch ein umstrittenes Soziales Netzwerk zu nutzen, setzt selbstverständlich Informiertheit der (im Falle von Tik Tok meist jugendlichen) Nutzer*innen voraus. Damit ist es möglicherweise in den USA noch weniger weit her als in Europa, wo es nicht erst seit Einführung der DSGVO viele medienpädagogische Initiativen gibt.
Aufgabe der Politik ist dementsprechend, solche Initiativen großflächig zu fördern, d. h. vom Kindergartenalter über sämtliche Schulformen bis in die Erwachsenenbildung. Zudem ist die Regulierung kritischer Onlinedienste, wie sie in Europa diskutiert wird

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, ein richtiger Weg zur Durchsetzung von Nutzer*inneninteressen sowie der Wahrung demokratischer Grundsätze.

Was Trump jedoch vorhat, instrumentalisiert die US-Nutzer*innen von Tik Tok für seine chinakritische politische Agenda. Das ist eines Präsidenten nicht würdig – und eines Landes nicht würdig, das die Meinungs- und Informationsfreiheit so hoch hält wie die USA.

Diskussion um Handydaten

Im vorigen Artikel habe ich erläutert, warum die Auswertung von durch Smartphones erhobenen Metadaten ein Mittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie sein könnte. Über den in dem Blogeintrag erläuterten Einsatz Künstlicher Intelligenz wird in der Politik derzeit zwar nicht diskutiert, wohl aber über die computergestützte Auswertung von Handy-Standortdaten.
In der aktuellen Diskussion haben sich vier kluge Leute zu Wort gemeldet, auf die ich gerne verweisen möchte:

  • Tech-Freigeist Maciej Cegłowski in der SZ:
    Er stellt sich eine Art Deal mit dem Staat vor: Im Kampf gegen das Virus geben die Menschen ihre Privatsphäre auf. Dann , wenn Covid-19 besiegt ist, sollen sie per Gesetz besser vor der Schnüffelei durch Tech-Unternehmen geschützt sein. ‘Wenn wir dem Staat schon solche Notstandsrechte geben, sollten wir den Preis hochhandeln.‘”
  • Die WDR-Journalisten Dennis Horn und Jörg Schieb im Cosmotech Podcast:
    China setzt Roboter, Drohnen und künstliche Intelligenz ein. Die USA suchen mit Supercomputern nach Medikamenten. Sogar in Deutschland wird die Idee diskutiert, Verdachtsfälle per Smartphone zu überwachen. Welche Ideen sind vielversprechend gegen das Coronavirus? Darüber streiten Dennis Horn und Jörg Schieb in COSMO TECH.
  • Whistleblower Edward Snowden im Videointerview im Rahmen des CPH DOX Dokumentarfilm-Festivals 2020. Er sagt, die Auswertung von Standortdaten sei zwar ein wirksames Mittel, um die Ausbreitung des Virus und Bewegung der infizierten Menschen zu erfassen. Doch Snowden befürchtet, es könnte verlockend sein, mit einer schärferen Datenüberwachung künftig Terroristen oder andere angebliche Staatsfeinde aufzuspüren.

Ich selbst stehe der Datensammlung zur Epidemie-Bekämpfung grundsätzlich offen gegenüber – es geht hier um die Abwägung zweier Übel. Allerdings muss, und das kommt auch in den Beiträgen zur Sprache,

  • die Nutzung der Daten auf diesen Zweck und zeitlich fest begrenzt sein,
  • die Information, wie und von wem die Daten genutzt werden, transparent sein,
  • die Nutzung von unabhängigen Institutionen überwacht werden (beispielsweise Netzpolitik oder Digitalcourage).
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