Facebook macht Whatsapp sicherer!

Thilo Weichert ist ein kluger Mann. Als Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein setzt er oft Akzente in der Debatten um Privatsphäre, Datensammlung und Jugendschutz. Seinen Boykottaufruf gegen Whatsapp (als Reaktion auf die Übernahme von Whatsapp durch Facebook; Interview auch hier) halte ich allerdings für übertrieben. Denn: Whatsapp (Weichert: “Unausgereifte Datenschleuder”) wird dadurch für den Datenschutz kontrollierbarer. Facebook ist schon lange im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, kämpft sich mit privatspähreliebenden Europäern und mit scharfen Datenschützern ab ist dadurch in den vergangenen Jahren relativ transparent geworden. Das Netzwerk hat immer mehr Privatsphärefunktionen zugelassen, die zwar nicht immer leicht aufzufinden sind, aber immerhin vorhanden sind. Mark Zuckerbergs Firma kann keine Änderung der AGB im Stillen vollziehen – die Medien warten nur darauf, den nächsten Facebook-Alarm auszurufen.

Whatsapp hingegen war bislang ein intransparentes Unternehmen. Auf Presseanfragen reagierte es in der Regel nicht, auf Datenschutzforderungen reagierte es nur zögerlich. AGBs wurden im Stillen geändert. Nicht einmal den Firmensitz des US-Unternehmens hat ein WDR-Team ausfindig machen können. Dazu kommt die sehr unsichere Datenübertragung 615-544-0050 , bei der die Textnachrichten unverschlüsselt übertragen und auf US-Servern gespeichert werden, ebenso wie das Handy-Adressbuch der Nutzer. Damit werden perfiderweise auch die Adressdaten von Nutzern weiter gegeben, die Whatsapp gar nicht nutzen – einfach nur, weil sie im Adressbuch eines Whatsapp-Nutzers stehen. Whatsapp behauptet zwar, nur die Telefonnummern und der Nickname würden gespeichert – aber das Unternehmen wirkt zumindest auf mich nicht sonderlich glaubwürdig.

Meine Daten könnten also sicherer werden, wenn Facebook Whatsapp zu einem eigenen Dienst macht. Allerdings hat Herr Weichert in einem Punkt sicher recht: Er geht davon aus, dass Facebook die Daten der WhatsApp-Nutzer für kommerzielle Zwecke ausbeuten wird. Richtig – das wird Facebook garantiert machen, wenn Sie Whatsapp irgendwie in Facebook integrieren.

  • Alle Whatsapp-Nachrichten werden dann Teil des Informationspools, in dem jetzt schon Facebookposts, Interessen, Likes und Fotos liegen.
  • Es wird personalisierte Werbung geschaltet, passend zum Inhalt meiner Nachrichten.
  • Die Fotos, die per Whatsapp verschickt werden, werden gemäß der Facebook-AGB auch von dem Netzwerk (z.B. zu Werbezwecken) genutzt werden.

Aber: Durch die öffentliche Diskussion, die über Facebook geführt wird, wissen die Whatsappnutzer dann, was bei Nutzung des Services auf dem Spiel steht – und sie können sich dann bewusst für oder gegen Facebook-Whatsapp entscheiden. Eine Option zu haben, habe ich schon mehrmals als Knackpunkt in der Datenschutzdebatte bezeichnet.

Alternativen zu Whatsapp gibt es genug, und ich kann gar nicht häufig genug betonen, wie sehr ich mir wünschen würde, dass alle meine Whatsapp-Kontakte Threema oder Myenigma nutzen würden. Nur: Noch ist Whatsapp alternativlos in der mobilen Kommunikation. Bei Jugendlichen hat es sogar die gute alte SMS abgelöst. Bei Threema hingegen habe ich genau zwei Kontakte.

Doch vielleicht dreht der Wind nun, vor der großen Übernahme – wenn das so ist, werde ich auch Herrn Weichert für seine martialischen Worte danken.

National Security App

Dass die von Smartphone- und Tablets-Apps zu Werbezwecken erbetenen Berechtigungen nicht nur der Werbeindustrie helfen, sondern, wie gestern bekannt wurde, auch der NSA, darf nun wirklich nicht vewundern. Ein Persönlichkeitsprofil zur Auslieferung individueller Werbung dürfte für NSA und GCHQ sogar mehr wert sein als eine Kreditkartennummer, die den Geheimdienstlern dank XKeyscore ja auch zur Verfügung steht. Umso dringender wiederhole ich meinen Appell: Schränkt die Berechtigungen auf euren Handies und Tablets ein! Bei Android geht das mit Xkeyscore oder dem SRT Appguard, bei Applegeräten immerhin teilweise über Einstellungen-Datenschutz.

Ich bin skeptisch, ob die gestrige Meldung die bislang Teilnahmslosen zum Umdenken bewegt. Ein Angry Bird, der geheime Daten an die Geheimdienste verrät, hätte das Potential dazu. Oder?

 

Perfide: NSA nutzt Cookies zum sicheren Surfen als Trojaner

https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/self-destructing-cookies/

Browser-Erweiterung Self-Destructing Cookies

Cookies werden seit Jahren von Datenschützern als Sicherheitsrisiko bezeichnet. Diese kleinen Programme, die beim Internetsurfen auf den Rechner geladen werden, können Daten speichern. Sie protokollieren z.B. den Nutzernamen, den der Seitenbesucher für sein Kundenkonto gewählt hat oder sie speicher, welches Produkt man als letztes angesehen haben. Sie sind aber auch ein Tor zur personalisierter Werbung. Personalisierter Werbung stehe ich relativ offen gegenüberstehe, weshalb ich sie bei meinen Versuchen es der NSA schwer zu machen (PRISM-Break I putty download windows , Kalender, Dropbox” href=”http://spaehgypten.de/?p=197″ target=”_blank”>II III IV) bislang auch ignoriert habe.

Offenbar – so die Washington Post über ein neues Snowdenpapier – hat sich die NSA aber einer Cookie-Art bemächtigt, die Google für seine Dienste entwickelt hat, um den User vor Schadsoftware zu schützen. Darin gespeichert wird eine eindeutige Kennzahl, die den Nutzer eindeutig identifizieren kann. Durch Zugriff auf die Cookies (woher sie den haben, ob von Google oder per Hackerangriff, ist noch unbekannt) kann die NSA nun Personen, die sie für verdächtig hält, genau im Netz identifizieren – und, so vermutet SpOn – Schad- oder Überwachsungssoftware auf den betreffenden Rechner laden. Der Nutzer merkt davon natürlich nichts. Wobei: Jetzt weiß er ja Bescheid.

Was tun?
Es gibt Einstellungen oder Erweiterungen im Browser, die Cookies entweder ganz verbieten oder sie nach jedem Internetbesuch löschen. Es gibt auch Browser wie zum Beispiel Epic, die jegliche Speicherung lokaler Daten blocken.
Nur: Machen Cookies das Browsen eindeutig komfortabler – und einer meiner Grundsätze in der Auseinandersetzung mit der NSA ist 615-544-4985 , dass der Komfort im und um das Netz herum nicht geringer werden darf, wenn ich meine Daten vor den Geheimdiensten schützen will.
Ich habe mich deshalb entschieden, die Browser-Erweiterung “Self Destructive Cookies” zu nutzen. Die gibt es leider nur für Firefox, aber vielleicht ist das, was das Add-On bietet, sogar einen Browserwechsel wert: Man kann pro Webseite einstellen, wie lange nach Schließen des Tabs die eingefangenen Cookies gespeichert werden, bis sie gelöscht werden – oder ob sie gar nicht gelöscht werden. Heißt konkret: Bei Webseiten, denen ich vertraue oder von denen ich personalisierte Werbung haben will, muss ich auf keinen Surfkomfort verzichten und speichere wie bisher alle Cookies, die da kommen. Andere Seiten setze ich auf die “Sofort zerstören”-Liste und nehme in Kauf, meinen Benutzernamen, meine zuletzt angesehenen Seiten oder Artikel nicht mehr vorzufinden (wobei ich mich frage, bei welcher Seite, der ich misstraue, ich ein Kundenkonto anlegen sollte).

Ob sich diese Kompromisslosigkeit bei allen Google-Diensten, von denen ich mich mangels Alternativen nicht komplett emanzipieren kann, durchsetzen lässt? In der Bredouille bin ich allemal: Denn in Sachen Werbung gestehe ich Google grundsätzlich das Recht zu, meine Daten zu verwenden – die Dienste sind es wert, finde ich. Aber der NSA dadurch beim Rechtsbruch zu helfen – das möchte weder ich, noch Google.