Ist die NSA kriminell?

Die neuesten Enthüllungen von Edward Snowden sorgen für erstaunlich kritische Reaktionen bei den Bundespolitikern: Von Cyberkrieg ist da die Rede, von staatlicher Sabotage und davon, dass die NSA-Methoden kriminell sind – so der grüne Europaparlamentarier Jan Philipp Albrecht in SpON.

Hintergrund ist das Projekt “Quantum”, das der NSA und dem GCHQ erlaubt, gezielt Rechner anzusteuern und mit Überwachungssoftware zu infizieren. Möglich macht das die “Marina”-Datenbank, die unglaubliche Mengen des Internetverkehrs mitschneidet. Die Datenbank verknüpft für “Quantum” verschiedene Informationen, die über einen Nutzer vorliegen (Email-Adressen, Facebook-Logins etc.) miteinander, um schließlich den Standort des PCs oder Internetgerätes der Zielperson zu identifizieren. Danach schleusen die Geheimdienste über gefälschte Internetseiten die Überwachungssoftware auf den Rechner – ohne dass der Nutzer etwas merkt. SpOn hat die wesentlichen Folien der internen NSA-Präsentation kommentiert und erklärt.

Ist das kriminell? Mich erinnert das an die Phishing-Fälle, wo Betrüger den Nutzern gefälschte Onlinebanking-Portale unterjubeln, auf der die Arglosen dann ihre Zugangsdaten eingeben und so den Ganoven verraten, die daraufhin bei der echten Bank das Konto räumen können. Ist das vergleichbar? Dann handeln die Geheimdienste auf jeden Fall kriminell, wenn sie sich Daten bemächtigen, die für sie nicht gedacht sind. Von der Bemächtigung zur Kontrolle eines fremden Rechners ganz zu schweigen.

Abstrus wird dieser Vergleich dann, wenn man bedenkt, dass ein Phishing-Opfer laut aktueller Rechtssprechung eventuell für den entstanden Schaden haftbar gemacht werden kann putty download windows , nämlich dann, wenn es den Betrug hätte erkennen können. Bei der NSA- bzw. GCHQ-Attacke ist das unmöglich – der Nutzer loggt schließlich ganz offiziell bei seinem Emailprovider oder sozialen Netzwerk an. Und wer haftet hier für entstandene Schäden? Der Nutzer allein (der Internet-Dienstleister ist außen vor, dessen Seiten ja ohne sein Wissen manipuliert wurden). Der Nutzer weiß vielleicht sogar erst im Nachhinein, dass er überhaupt geschädigt wurde! Das ist perfide und verwerflich. Und ja, das ist kriminell.

In Berlin werden in Konsequenzen gefordert. Wenn sie auch nicht neu sind: So deutlich fielen die Forderungen nach internationalen Internet-Abkommen, diplomatischen und strafrechtlichen Konsequenzen und einer Priosierung der Affäre noch nie aus. Ein Hoffnungsschimmer zum Jahreswechsel!

Was bleibt ist die Verunsicherung der Internetnutzer: Onlinedienste, die über Quantum zum Steigbügelhalter eines Zugriffs auf meinen Rechner, mein Smartphone oder meine Telefonanlage werden könnten, würde ich derzeit nicht nutzen. Die Auflistung überlasse ich der NSA selbst:

Quantum-Dienste

 

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Einfach mal eine coole Sau…

Alle Rechte bei Hans-Christian-Ströbele, via Twitter… dieser Ströbele…
auf seine alten Tage noch mal aus seinem Revoluzzerimage auszubrechen und Bundespolitik zu schreiben – wenn nicht Weltpolitik. Mit seinem überraschenden Treffen mit Edward Snowden hat sich als Oppositionspolitiker bewiesen – die Bundesregierung wusste nichts von der Aktion – der Regierung aber gleich einen Gefallen getan: Denn sie hätte sich nicht mit Snowden treffen können, ohne die Amerikaner zu provozieren. Ströbele hat ausgelotet, unter welchen Bedingungen Snowden bereit ist die Affäre in Deutschland rechtsstaatlich aufarbeiten zu lassen. Er ist bereit, sofern seine Sicherheit gewährleistet ist. Und das sieht er für sein russisches Exil nicht.
Jetzt liegt der Ball also doch im Feld der Regierung. Holt sie Snowden zur Anhörung nach Deutschland? Muss sie ihn dann als politischen Asylanten behalten? Wie geht sie mit dem bereits im Vorhinein gestellten Auslieferungsantrag der USA um? Es scheint PuTTY SSH tunnel X11 forwarding , dass unser Land eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung dieser internationalen Krise haben wird. Ich wünsche allen Beteiligten Mut, Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein!

Google + Yahoo von NSA angezapft

Antje Delater, pixelio.deSo richtig überrascht mich das nicht, aber die Kaltschnäuzigkeit, mit der NSA und GCHQ Daten sammeln, ist in ihrer Grenzenlosigkeit wirklich beachtlich. Sie zwingen US-Unternehmen nicht nur mit Gerichtsbeschlüssen zur Zusammenarbeit, sondern die beiden Geheimdienste greifen laut einem SpOn-Bericht auch den Datenverkehr zwischen den Google- und Yahoo-Rechenzentren ab – 181 Mio. in 30 Tagen – und zwar ohne jegliche Einwilligung der Internetfirmen, der Inhaber der Datenkabel – oder der Internetnutzer Reverse Phone Lookup , deren Daten geklaut werden.

Offenbar werden die Daten außerhalb der USA abgefangen, an einem Sammelpunkt mit dem Codenamen DS-200B. Dabei handelt es sich laut “Washington Post” um ein Glasfaserkabel oder einen Knotenpunkt eines nicht näher benannten Providers, der mit den Geheimdiensten heimlich zusammenarbeitet.

Es ist eine Perversion: Staatliche Behörden, die früher prominentes Ziel von privaten Hackern waren, dringen als Hacker in private Unternehmen ein. Das ist, je nachdem, wo auf der Welt das Abgreifen geschieht, illegal – auf jeden Fall ein Bruch von Freiheitsrechten: Denn beim massenhaften Abgreifen von Daten kann natürlich nicht zwischen öffentlichen und privaten Daten unterschieden werden… ebensowenig freilich zwischen terroristischen und nicht-terroristischen.

So sehr, wie der politische Druck wächst, so sehr bezweifle ich, ob ein irgendwie geartetes Nicht-Bespitzelungs-Abkommen wirklich etwas bringt. Schließlich, das zeigt die jüngste Enthüllung, könnend die Geheimdienste relativ unbemerkt auch in Dritt- und Viertstaaten Daten abgreifen. Was hilft, ist offenbar nur die Abkehr der Nutzer von den großen US-Internetfirmen – Stichwort: Prism-Break (I, II, III, IV)…